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Arbeitsrechte in der Landwirtschaft in Österreich

Die Erntearbeit auf Österreichs Feldern wird oft von migrantischen Arbeiter*innen erledigt. Meist kommen sie als Saisonarbeitskräfte für 3 bis 9 Monate, um in Österreich zu arbeiten. Mindeststandards bezüglich Arbeit und Unterkunft – also wieviel für die Arbeit bezahlt werden muss, welche Höchstarbeitszeiten gelten, wie eine Unterkunft ausgestattet sein muss und wieviel den Arbei?ter*innen dafür vom Lohn abgezogen werden darf – ist im jeweiligen Kollektivvertrag geregelt. Die Erfahrung zeigt aber, dass diese Standards oft nicht in allen Punkten eingehalten werden. Immer wieder wird von 14 bis 16 Stunden Arbeit pro Tag, sechs Tage die Woche erzählt. Bezahlt wird nach gearbeiteten Stunden, aber ohne Zuschläge für Überstunden, Nacht- oder Wochenend?dienst. Für das Quartier wird immer wieder zu viel vom Lohn abgezogen. Manchmal erfolgt die An?meldung gar nicht, kürzer als die tatsächlich gearbeitete Zeit, oder nur für Teilzeit. Über ihre Rechte wissen die Arbeiter*innen oft wenig, und wenn trauen sie sich meist nicht, diese einzufordern, da sie das Geld dringend benötigen und die Aussicht auf Arbeit zuhause gering ist. Gleichzeitig klagen Landwirt*innen über die niedrigen Preise für Lebensmittel, die starke Konkurrenz aus dem Ausland und die hohe Abhängigkeit von den großen Handelsketten, welche die geringen Preise fordern. Zur SEZONIERI-Kampagne Die SEZONIERI-Kampagne wurde im Sommer 2014 ins Leben gerufen, um der Ausbeutung in der österreichischen Landwirtschaft entgegenzuwirken. Sie wird von der Produktionsgewerkschaft PROGE gemeinsam mit lokalen Nichtregierungsorganisationen und Aktivist*innen durchgeführt. Die Kampagne setzt sich zum Ziel, Erntehelfer*innen über ihre Rechte zu informieren und einen Beitrag dazu zu leisten, dass wenigstens die bestehenden rechtlichen Regeln, insbesondere die Bezahlung, menschenwürdige Behandlung und Unterbringung sowie Arbeitsschutz, eingehalten werden. Sie arbeitet mit mehrsprachigem Informationsmaterial, Infotelefonen, direkter Kontaktaufnahme mit den Arbeiter*innen auf den Feldern, großen Plakatwänden in den Grenzregionen sowie Rechtsbe- 19 ratung und -begleitung. Weitere zentrale Aktivitäten sind Medienarbeit durch Presseaussendungen und eine laufende und intensive, bildungspolitische Arbeit durch Veranstaltungen, Publikationen und Videoclips. Die SEZONIERI-Kampagne für die Rechte von Erntehelfer*innen in Österreich ist eine gemeinsame Initiative von PRO-GE – die Produktionsgewerkschaft, Nyéléni – Forum für Ernährungssouveränität, UN?DOK – Verband zur gewerkschaftlichen Unterstützung undokumentiert Arbeitender, MEN-VIA – Unter?stützung für männliche Betroffene von Menschenhandel, LEFÖ – Beratung, Bildung und Begleitung für Migrantinnen*, Südwind Oberösterreich, ÖGB-Kompetenzforum Migration, Migrare, „weltumspannend arbeiten“, dem entwicklungspolitischen Verein im ÖGB und unabhängigen Aktivist*innen. Weiterlesen: Website der Sezonieri-Kamapgne